Ein Kommentar …
Darf Werbung alles? Auch mit Fleisch und Wurst werben? Ich meine: Na klar! Was soll überhaupt diese Frage? Alles darf Werbung vielleicht nicht! Rassismus, Verleumdung, Verstöße gegen geltendes Gesetz sind sicher nicht zulässig, aber eine Werbung in einer Metzgerei – das geht!
Mit dieser Frage muss sich in den vergangenen Tagen auch das Bankinstitut ING-DiBa auseinandersetzen. Der aktuelle Werbespot zeigt Testimonial Dirk Nowitzki in einer Metzgerei, in der er – wie auch wir früher wahrscheinlich alle – eine Scheibe Gelbwurst bekommt, damit er „groß und stark“ wird. Ich persönlich finde den Werbespot ziemlich witzig, wie eigentlich alle Werbespots mit dem sympathischen Würzburger. Klar, als Unterfränkin bin ich natürlich parteiisch … 🙂 Aber zurück zum Thema! Was ist passiert? Eine kleine Gruppe von Veganern und Vegetariern mischt seit kurzem die Facebook-Seite des Unternehmens auf. Das geht sogar bis hin zu Beschimpfungen, die eindeutig unter der Gürtellinie liegen. Dadurch entstand eine – in der Social Media-Sprache neudeutsch „Shitstorm“ genannt – rege Diskussion zwischen Fleischessern, Vegetariern und Veganern, bis hin zu wirklich lustigen Kommentaren auf Facebook. Mein derzeitiger Favorit ist eindeutig dieser Kommentar eines Users: „ein wirklich toller spot! ich finde ihn klasse – er vermittelt wenigstens noch werte! ich hau mir jetzt erstmal ne halbe sau auf toast rein – zum frühstück ;-)“ Das Schlimme an der ganzen Sache ist, dass selbst die gute alte Ironie von den „Hardlinern“ unter den Vegetariern nicht mehr wahrgenommen wird. Einzig und allein die Maßregelung der anderen Teilnehmer steht im Vordergrund.
Und was macht ING-DiBa? Schweigen! In einem W&V-Interview erklärt der Unternehmenssprecher des Bankinstituts, dass man nichts zensieren wolle. Auf die Frage, ob er einen Schaden für das Unternehmen befüchte, antwortet er: „Nein. Die Aktion einer kleinen Veganergruppe hat dazu geführt, dass Dutzende unserer Kunden öffentlich geschrieben haben, dass sie mit der ING-DiBa äußerst zufrieden sind. Völlig ohne Aufforderung haben sich unsere Kunden mit uns solidarisiert. Diese zufriedenen Kunden sind der Kern unserer starken Marke.“ (Quelle: Interview in der W&V online vom 11.01.2012)
Ich persönlich finde es gut, dass das Unternehmen nicht zu stark eingreift und zensiert. Allerdings sollten sie aufpassen, dass Fragen ihrer Kunden trotzdem beantwortet werden. Ganz aus dem Geschehen herausziehen sollte man sich nicht. Auf der Startseite weisen sie zumindest auf die Diskussion hin und bitten um einen respektvollen Umgang miteinander. Die ausufernde Diskussion auf der Pinnwand wirft aber dennoch die Frage auf, ob wir denn keine anderen Probleme in Deutschland haben. Aber was soll’s … witzig ist die Diskussion auf jeden Fall und die ING-DiBa hat eines erreicht: Sie ist in allen Medien. Und wie heißt es doch so schön in der PR-Sprache? „Bad news are good news“. Einen Marketing-Effekt hat es auf jeden Fall.
Was meint ihr dazu?
Hallo Wortfarbe,
jetzt wurde der „Wurstkrieg“ auch für beendet erklärt:
http://www.wuv.de/nachrichten/unternehmen/ing_diba_stoppt_den_wurstkrieg
Aber es ist immer wieder sehr interessant was bei diesen „sozialen Medien“ alles passieren kann.
Schön ist es auch zu sehen, dass manche Unternehmen damit professionell umgehen.
Liebe Grüße
Ivonne
Hallo Ivonne,
danke für den Hinweis! Es wurde auch langsam Zeit! Nun ist das Unternehmen wohl doch den Empfehlungen vieler Experten gefolgt und hat nach einiger Zeit den „Wurstkrieg“ beendet. Finde ich sehr gut und auch die Art und Weise ist gerechtfertigt. Einzig und allein die Frage, ob sie nicht etwas zu lange gewartet haben, darf bleiben, auch wenn sie nun nach überstandener „Krise“ niemanden mehr interessieren dürfte und die DiBa glimpflich davon gekommen ist … 🙂
Liebe Grüße
Kathrin Schmitt (wortfarbe)
Hallo,
ich gebe Dir recht und würde sogar so weit gehen, dass dieser „Shitstorm“ (war es vom Umfang überhaupt einer?) der Ing im Sinne der Aufmerksamkeit sogar genutzt hat. Zumindest haben sich die „Fans“ mittlerweile verdoppelt. Die Strategie der Ing DiBa (vorausgesetzt, sie war so geplant) ist so weit aufgegangen.
lG
Stephan
Hallo Stephan,
danke für deine Beteiligung an meinem Blog! Deine Frage nach dem „war es überhaupt einer?“ ist aus meiner Sicht auch berechtigt. Schließlich kann man ja nicht wirklich sagen, dass die ING-DiBa etwas falsch gemacht hat. Im Grunde war es ja für uns „Mitleser“ eher ein bisschen Belustigung. (Oder vielleicht doch ein PR-Gag der Bank?) Aber gut, dass wir uns jetzt wieder anderen Dingen widmen können :-). Zum Beispiel dem Rollout der neuen Facebook-Chronik, der seit ein paar Tagen offiziell gestartet hat.
Liebe Grüße und hoffentlich bis bald mal wieder auf meinem Blog!
Kathrin Schmitt (wortfarbe)
Lehrreicher Beitrag. Bereichernd, wenn man sowas auch mal aus einer anderen Perspektive ansehen kann.